Wolkswagen Historie 1977

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Die „Modellpflege“ ist schon immer eine der großen Stärken der Wolfsburger Ingenieure gewesen. Kaum ein Jahr, in dem der Typ 1 nicht überarbeitet, modifiziert und verbessert worden ist. Der rundliche
Volkswagen ist mit der Zeit gekrabbelt. Gleichzeitig sind auf Käfer-Basis neue Modelle entstanden. Für jeden Geschmack und Bedarf hatte die VW-Palette etwas im Angebot. Die gleiche Taktik wird 1977 mit der neuen VW-Generation verfolgt. Passat, Scirocco und Golf werden überarbeitet, erhalten eine Frisch-zellen-Kur. Der Polo präsentiert sich im Derby-Blechkleid.

Kleider machen Leute, und Blech macht Autos. 1977 baut die Konkurrenz von Opel und Ford überwiegend Stufenheck-Modelle, ein Segment, das von
Volkswagen kaum erschlossen ist. Der Derby, eine eigenständige Modellreihe zwischen Polo und Golf, soll Abhilfe schaffen. Eigenständig? Die Verwandtschaft zum Polo ist kaum zu leugnen, beide Autos stammen aus der gleichen Baureihe, die technischen Komonenten sind bis auf wenige Ausnahmen identisch. Die Karosserieform macht den Unterschied. Der Derby ist ein Stufenheck in Reinkultur. Gegenüber dem Polo ist er in der Länge um 34 Zentimeter gewachsen, ein konventioneller Kofferraum mit einem praktischen Fassungsvermögen von 425 Litern das Resultat.

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In Sachen Motorisierung ist das Stufenheck-Modell dem ungleichen Bruder einen Schritt voraus. Mit der Derby-Einführung im März 1977 kommt eine neue 1,3-Liter-Maschine zum Einsatz. Der Vierzylinder schöpft 60 PS (44 kW) aus 1272 ccm Hubraum. Das Triebwerk gehört zu der Baureihe EA 801, gleicht also den bisherigen 0,9- und 1,1-Liter-Motoren aus Polo und Audi 50. Vergrößerte Bohrung, neue Nockenwelle mit verändertem Ventilhub und optimierte Füllung durch einen großzügiger dimensionierten Vergaserdurchschnitt sorgen für bessere Eckdaten gegenüber dem bisherigen 60-PSler (1,1 Liter Hubraum). Der 1,3-Liter-Motor erreicht seine 44 kW bei 5600 U/min (1,1 Liter: 6000 U/min), das maximale Drehmoment liegt bei 95 Nm und 3400 U/min (1,1 Liter: 85 Nm bei 3500 U/min) an. Durch die Hubraumvergrößerung wird der Motor elastischer, frisst anstandslos Normal-Benzin und wird leiser. Da sich das Triebwerk im Derby bewährt, wird es zum Modelljahr „78 auch dem Polo kredenzt. Somit stehen für Derby/Polo jeweils drei Motoren zur Verfügung: 1,3-Liter (60 PS), 1,1-Liter (50 PS) und 0,9-Liter (40 PS).

In Sachen Höchstgeschwindigkeit und Beschleunigung hat der Polo die fast identische Nase knapp vorn.

Während dem Polo ein neues Blechkleid maßgeschneidert wird, bekommt der Passat zur Auffrischung einen Facelift verpasst. Er erscheint imposanter, edler und breiter. Erheblichen Anteil an diesem Look haben die neuen Stoßstangen (Europa-Stoß-fänger). Durch einen matten Kunststoff-Überzug sind sie bis zu 8 km/h unempfindlich gegen unsanfte Berührungen. Weitere Erkennungsmerkmale der Verschönerung (bzw. Erneuerung) sind das Armaturenbrett und die Kofferraumklappe. Unter dem Blech sorgt ein neu abgestimmtes und überarbeitetes Fahrwerk für „butterweichen“ Fahrkomfort.

Auch der Wind-Gefährte Scirocco bekommt einen Termin beim Stylisten. Während am Heck lediglich die Stoßstange mit Kunstoff überzogen wird, bekommt die Front fließendere Übergänge von Motorhaube und Kotflügeln zum Kühlergrill verschrieben. Seitlich herumgezogene Blinkleuchten und der größere Stoßfänger runden den Facelift ab. Neben einer gelungenen Geräuschisolation und einer geänderten Federbeinaufhängung ist eine Reduzierung der Motorleistung zu verbuchen. Die bisherige 1,6-Liter-Maschine mit 75 PS wird durch einen neuen, vibrationsarmen 1,5-Liter-Kurz-hubmotor mit 70 PS abgelöst. Diese Abspeckkur gilt übrigens auch für den Scirocco-Bruder Golf.

Familien-Derby in Wolfsburg? Keinesfalls! Obwohl der neue VW eindeutig vom Polo abstammt, graben sich die Modelle nicht gegenseitig die Kundschaft ab. Die Verkaufszahlen sind mit 128.358 (Polo/Audi 50) zu 112.783 ausgeglichen, die Modelle ergänzen sich. Die Facelifts bei Passat und Scirocco unterstreichen den Volkswagen-Anspruch, auch in Zukunft was fürs Aus- und Ansehen zu tun. Denn: Auch andere Konzernmütter haben schöne Töchter, pardon, Autos.

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