Der Ton macht die Musik

Wer braucht schon den Serien-Auspuff im mickrigen Strohhalm-Durchmesser? Breitbau ist auch für die Abgasanlage angesagt je größer das Rohr, umso geiler der Klang. Doch kaum einer weiß, wieviel Know-how schon in den Werks-„Pötten “ steckt.

Schalldämpfer-Spezi Walker zeigte uns sein Sound-Labor in Edenkoben.
Noch entstehen hier in erster Linie „Kompositionen“ für große Limousinen oder edle Sportwagen. „Für preiswertere Fahrzeuge wäre der Aufwand bisher zu groß gewesen“, erklärt Frank Scherer, AM Product Engineer, „doch jetzt sind die Erfahrungen da, und Auspuffanlagen für Mittelklasse- und Kompaktwagen werden folgen.“
„Der Aufwand“ – das heißt konkret, daß die Tontechniker mit verschiedenen Rohrdurchmessern, Zwischenwänden im Schalldämpfer und Füllmaterialien arbeiten, bis der Auspuff klingt wie gewünscht und dabei natürlich auch haltbar ist. Teilweise werden sogar Ventile verwendet, die den Luftstrom je nach Lastzustand steuern. Dadurch erhält man in jedem Drehzahlbereich einen anständigen Sound. „Bei einer Limousine erwartet man eine dezente oder kaum hörbare Geräuschkulisse, während ein Sportwagen kernig klingen soll, womöglich noch lastabhängig“, so Dr. Garcia, einer von Walkers Sound-Experten. Die Zulieferer bekommen von den Autoherstellern entsprechende Angaben gemacht, wie der Wagen letztendlich klingen soll. Im sogenannten „schalltoten Raum“ wird die Anlage, vom Motor abgekapselt, auf ihr Geräuschverhalten hin untersucht. Die Experten hören, ob ihr Produkt „brummt, heult, schettert oder kie-selt“ (so die Fachsprache). Doch das ist nur eine Station in der Entstehung des Klangbildes. Verschiedene Abteilungen arbeiten deshalb bei Walker zusammen, um für jeden Wagentyp den gewünschten Ton mit der erwarteten Haltbarkeit zu kombinieren. Computer sind dabei ebenso unverzichtbar wie der Rollenprüfstand, an dem mit einem Kunstkopf das Vorbeifahren simuliert wird, und, last but not least, das menschliche Ohr. „Wir können zwar alle möglichen Daten am Monitor ablesen, aber das subjektive Empfinden des Klangs ist letztendlich ausschlaggebend“, weiß man im Labor. Eigentlich ein undankbarer Job – die einen nehmen den Klang ihres Autos kaum zur Kenntnis, andere ersetzen die Se-rien-Anlage durch Sport-Schalldämpfer. Die gibt’s bei Walker Gillet aber selbstverständlich auch, sozusagen als „Kür“ für die Entwickler…

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