Ein „Markenzeichen“ von Rüdiger Lührs sind die drei Sitze in seinen Autos. Das war in der Vergangenheit schon so, und das sollte sich auch mit seinem Golf 4 nicht ändern. Wobei das Recaro-Gestühl für den dritten Passagier noch lange nicht alles sein sollte…
Treue VW-Scene-Leser werden sich erinnern – als „kleiner Vierling“ präsentierte sich der Lührs’sche Golf als einer der ersten getunten seiner Generation. Auf diversen Treffen räumten Rüdiger und Tanja dafür Pokale ab. Und doch musste noch mehr drin sein, die Konkurrenz schläft schließlich nicht. Außerdem machten sich immer mehr Tuner über den Vierer her. Sollten sie doch – „von der Stange“ gibt es für den Steinsetzer aus Scheeßel sowieso nicht. Den Anfang (der zweiten Bauphase) machte die einzelne Sitzgelegenheit im Fond. Dazu musste die Hifi-Anlage wieder umgeräumt werden. Bei der Gelegenheit änderte Rüdiger auch das Sound-Equipment mal wieder.
Problematischer war allerdings die Montage des Recaros. Die originale Konsole mussten die Hobby-Mechaniker entfernen, eine neue anfertigen, bis es sich der dritte Mann im Wagen hinten bequem machen konnte. Umgeben von zehn Quadratmetern MDF-Holz, fünf Quadratmetern Rockford-Stoff, einem halben Liter Lack und etlichen Metern Kabel -natürlich sauber in Form gebracht -kann er die Fahrt TÜV-geprüft genießen. Jetzt ging es an den Rest des Interieurs. „Leder“ war die Devise, und so umspannt die Kuhhaut auch die vorderen Recaro-sitze, den Schaltknauf und die Türverkleidungen. Klingt ganz einfach, war es aber nicht. „Für manuelle Fensterheber gab es keine passenden Türpappen, und so mussten wir bei Recaro erst einmal eine anfertigen lassen“, erinnert sich Tanja. Ein bisschen Wurzelholz verleiht der Angelegenheit den letzten Schliff, die Holzverarbeitung gipfelte schließlich im Neubau der Mittelkonsole. Zwei kleine Strahler an der C-Säule setzen das ganze Interieur ins rechte Licht.
Als der Innenausbau soweit fertiggestellt war, sollte die Außenfassade überarbeitet werden. Zunächst tauschte man im Hause Lührs die Scheinwerfer und Rückleuchten gegen verdunkelte Exemplare aus. Das Kinderzimmer in den (gemauerten) vier Wänden mutierte in den folgenden Wochen zur Entwicklungs- und Forschungsabteilung. In mühevoller Kleinarbeit sollte der Frontschürze der beliebte RS-2-Look verpasst werden. Der „alte“, ebenfalls schon bearbeitete Kühlergrill hatte ausgedient, ein neuer wurde in Form gebracht. Und wenn man schon kurze Kennzeichen hat, will man diese auch entsprechend präsentieren. Also ging es der Heck-Stroßstange an den zu breiten Ausschnitt. Das Kinderzimmer versank im Chaos, dafür erstrahlte in Wer Garage der Golf nach und nach in neuem Glanze. Für den bodenständigen Auftritt sorgt ein RH-Gewinde-fahrwerk. Die Felgen montierte die Firma Colour Tuning sozusagen just in time vor dem 99er VW Forum in Castrop-Rauxel. 9J x 18 bzw. 10,5J x 18 messen die Tracer Wheels, die mit 225/40 und 255/35 (h) bestückt sind.
Im neuen Outfit ging es dann endlich in die zweite Saison des Vierers. Oft genug schlichen die Betrachter um den Wagen herum und stutzten spätestens beim Anblick der Heckklappe – das Airbrush kommt einem doch bekannt vor? Richtig, es stammt noch aus der ersten Bauphase. Ob es auch den nächsten Schritt überlebt, bleibt abzuwarten. Die Front jedenfalls wird nicht mehr wiederzuerkennen sein – der Bora lässt grüßen…
Typ: Golf 4, Baujahr ’98 • Motor: 1,6 I, Airbrush auf Motorabdeckung • Leistung: „ausreichend“ • Auspuffanlage: Jetex • Fahrwerk: RH-Gewindefahrwerk • Tieferlegung: „ausreichend“ • Bremsen: original • Räder vorn: Tracer Wheels 9J x 18 • Räder hinten: Tracer Wheels 10,5J x 18 • Reifen vorn: Dunlop 225/40 ZR18 • Reifen hinten: Dun-lop 225/35 ZR 18 • Karosserie: ohne Embleme, Nowak-Spoiler, Valeo-Scheinwerfer, Hella-Rückleuchten, Front geändert, Kennzeichenaussparung hinten verkleinert • Innenraum: Lederausstattung einschließlich der drei (!) Recaro-Sitze, Wurzelholz, Riffelblech-Fußmatten, Heckausbau • HiFi: Sony-Radio, Rockford-Fosgate-Verstär-ker, Cerwin-Vega-Boxen, Rockford-Punch-Woofer (1 x 30 cm, 2×20 cm)