Guten Rutsch! Das Winter-Chaos kommt – garantiert. Wenn die ersten Flocken fallen, geht auf unseren Straßen fast nichts mehr. Die Riege der Winterreifenmuffel ist unerschütterlich: Seit Jahren benutzenen 50 Prozent der Autofahrer nur einen Satz (Sommer-)Reifen.
Für Jörg Ahlgrimm, Leiter der Dekra Unfallanalytik, lauert Gefahr keineswegs nur in Bergregionen. „Während Hauptverkehrsstraßen meist schnell abgestreut werden,“ erklärt Ahlgrimm, „bergen Nebenstrecken und vor allem Straßen in Wohngebieten auf Grund eingeschränkter Streudienste die Gefahr von typischen Glätteunfällen.“
Auch wenn immer noch die Faustregel gilt, dass selbst die besten Winterreifen keine Alleskönner sind, konnte dank immer aufwendigerer Konstruktionen ihre Leistungsfähigkeit erheblich verbessert werden. Selbst auf Eis bieten moderne Winterreifen mit der so genannten Lamellen-Tech-nologie heute ein Plus an Sicherheit. Denn tückisch werden vereiste Fahrbahnen insbesondere bei Temperaturen zwischen -5° und -12° C. Dann bildet sich durch den Druck des Fahrzeugs ein hauchdünner Wasserfilm, auf dem das Auto beim Bremsen oder Beschleunigen schnell außer Kontrolle geraten kann. „Durch die sich immer wieder selbstschärfenden, extrem hartkantigen Lamellen“, erklärt Holger Rehberg, Leiter der technischen Schulung von Goodyear, „sind moderne Winterreifen fast so effektiv wie früher Spike-Reifen.“ Natürlich haben die modernen Hightech-Winterreifen ihren Preis. Doch wie teuer die Anschaffung unterm Strich wird, kann man durch den Rhythmus der Wechselintervalle beeinflussen. Da hohe Temperaturen den Abrieb beschleunigen, kann jeder, der nicht erst im späten Frühjahr wechselt, mit modernen Winterreifen heute durchaus über 40000 km erreichen.
Das Bestreben, eine möglichst hohe Laufleistung zu erzielen, sollte jedoch nicht übertrieben werden. Denn wegen ihrer weichen Gummimischung können Winterreifen bereits an kalten Herbsttagen zu Lebensrettern werden. Als Faustregel gilt: Bereits ab Temperaturen von unter 7° C können reine Sommerreifen verhärten und – etwa beim Bremsen auf nasser Straße – zum Sicherheitsrisiko werden. Wer sich partout keinen Satz Winterreifen zulegen will, sollte, wenn der nächste Reifenwechsel fällig wird, zumindest über Ganzjahresreifen nachdenken. Deren Entwicklung hat während der letzten Jahre große Fortschritte gemacht. ADAC-Sprecher Maximilian Maurer: „Je nach Einsatzzweck und Region können Ganzjahresreifen eine echte Alternative sein. Doch wer auch unter extremen Bedingungen mobil sein muss, kommt an echten Winterreifen nicht vorbei.“
Räder richtig wechseln
Da der Reifenabrieb bei keinem Fahrzeug an Vorder- und Hinterachse gleich ist, sollten die Räder möglichst häufig von vorn nach hinten, aber nur auf der jeweiligen Seite, gewechselt werden (Mercedes-Benz-Emp-fehlung: alle 7500 km), damit sich die Lauffläche möglichst gleichmäßig abnutzt. Das Umsetzen von der Fahrer- auf die Beifahrerseite, bei dem sich die Drehrichtung des Reifens ändert, muss unter allen Umständen vermieden werden. Als Anzugsdrehmoment für die Radbolzen gilt meist ein Wert von 110 bis 120 nM. Drehmomentschlüssel! Bei Leichtmetallfelgen immer Herstellerempfehlungen beachten.